Die Freie Demokratische Partei im Landkreis Gifhorn
1945/46 bis 2002

zurück zum Inhaltsverz. 4.0 Schwerpunkte von 1948 bis 1964

Es gibt bestimmte Zeitabschnitte für das Aufkommen der FDP im Landkreis Gifhorn. Sie hängen mit dem zusammen, was ein noch heute lebendes Mitglied aus dem Bereich Hankensbüttel, Gerhard Jacob aus Steimke, über seinen damaligen Standpunkt und Grund für sein Eintreten für diese Partei nannte:

Man war nach dem engagierten Eintreten vor dem Zweiten Weltkrieg für die damaligen deutschen Interessen, für die darbende Bevölkerung und für ein Anerkanntwerden im europäischen Staatengebilde auch für die Nationalsozialisten eingetreten, hatte ihr wahres Gesicht nicht gekannt. Das Erleben des Zweiten Weltkriegs und dessen Folgen ließen ihn und viele andere für demokratische Verhältnisse eintreten. Aber man war auch gegen Machtkonzentrationen, wie sie, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt, durch die beiden großen Volksparteien CDU und SPD um 1950 entstanden. Darum suchten er und viele andere im Bereich Hankensbüttel und Wittingen nach einer politischen Kraft, die eine Machtverteilung bewirken und keinem absolute Stärke belassen wollte. Gerhard Jacob und Heinz Rohde aus Wierstorf gingen zur FDP, die damals im Bund von Dr. Mende geleitet wurde.

Im Nordkreis war der eigentliche Schwerpunkt der FDP die Stadt Wittingen, dort speziell der Apotheker Harald Dieckmann, der die FDP auch von 1961 bis zum 28.09.1964 im Gifhorner Kreistag vertrat. (A2)

In Hankensbüttel ist außer den beiden oben Genannten aus etwa dieser Zeit noch der Gärtnermeister Unruh und Schornsteinfegermeister Besecke in Erinnerung.

Einen erheblichen Mitglieder- und Sympathiesantenkreis fand man dann auch um Dr. Onno Buurmann in Wittingen. In den 60er Jahren waren die Liberalen dieses Gebietes weniger oder nur indirekt landwirtschaftlich ausgerichtet. Hier ging es mehr um das Entstehen eines freien und geordneten Deutschlands.

Zu dieser Zeit war der Bereich Brome und Boldecker Land sehr der DP oder CDU verbunden. Ebenso war es im Hasenwinkel um Wolfsburg herum, damals noch zum Landkreis Gifhorn gehörend. Daher kann aus diesen Gebieten aus dem Zeitraum von 1948 bis 1964 nur Wilhelm Bormann aus Almke als Liberaler genannt werden.

Ob der Bereich um Wesendorf zeitlich schon recht für diesen Abschnitt eingeteilt wird, ist nicht sicher; es gab aber "in diesen Jahren" schon Albert Wölfer, der hier im oben genannten Sinne für die FDP zu wirken begann.

Bis dahin hatte man in den Bereichen Gifhorn, Papenteich und Isenbüttel eher, wenn man nicht zu CDU und SPD gehörte, Mitglieder bei der DP, BHE oder auch DRP. Letztere sah man verbunden mit der vergangenen Militärzeit, kaum als den Nationalsozialisten ähnlich.

Liberale wirkten aber am Anfang der 60er Jahre bereits in Meinersen und Umgebung. Ein wesentlicher Träger des liberalen Gedankens war der Arzt Dr. Hermann Dietrich Wöbbecke in Meinersen. In Päse waren Friedrich Sommerfeld und Ernst Schlüter Mitglieder der FDP. Der Gedanke übertrug sich auch nach Hardesse, Warmse und Höfen, wo das FDP-Mitglied Willi Schünemann Bürgermeister war und es bis 1974 blieb. Ihm wurde als einem der ersten der FDP hier im Kreis das Bundesverdienstkreuz verliehen. (Abbildung 4)

Abbildung 4  Auszeichnung von W. Schünemann, ein FDP-Mann der ersten Stunde. (Zum Abb.-Verzeichnis)

 

Bis etwa 1965 waren alle direkt Mitglieder im Landesverband, es bestand vorher noch kein offizieller Kreisverband.

Aus dem Bericht eines FDP-Mitglieds aus dem Gebiet Meinersen[5] geht hervor, dass zur FDP in dem Bereich über 20 Mitglieder gehörten. Leider gibt es Aufzeichnungen darüber nicht mehr, aber man war noch persönlich miteinander bekannt.

Aus diesem Zeitabschnitt kann man bestimmte politische Schwerpunkte einfach nicht mehr nennen. Man wollte zunächst möglichst nur das alleinige Bestimmen Einzelner oder einzelner Gruppen verhindern. Daneben mussten alle mit den geringen finanziellen Mitteln, die durch Kreiszuschüsse und Steuern aufkamen, für die dringendsten Aufgaben im Wohnungsbau, Straßen-, Wege- und Gräbenbau sorgen.

Abbildung 5:  Mitglieder der FDP/Fraktion im Gifhorner Kreistag zwischen 1964 und 1972. (Zum Abb.-Verzeichnis)

 

Dabei tat sich ein Mitglied hervor, das eigentlich mehr zum Bereich Müden gehörte, aber auch zum Kirchspiel Päse, nämlich der von 1948 bis zum 8.11.1952 zum Gifhorner Kreistag gehörende und spätere langjährige Bürgermeister aus Böckelse, Heinrich Grotewohl. Er war ein Mann der Landwirtschaft, gewählt, wie das  in Abbildung 5 wiedergegebene Dokument aussagt, über eine Kreisliste. Es ist nicht zu erfahren, wer diese Liste seinerzeit aufstellte und auf ihr noch kandidierte. Aus damaliger Zeit ist im Bereich um Päse noch immer die Teerstraße von der B 188 bis Böckelse, die auch Veränderungen in den Ortsdurchfahrten mit sich brachte, als "Grotewohl-Allee" bekannt. Sie wurde auf sein Betreiben neu gebaut und war eine Wonne jedem, der diese vordem so holperige Strecke nun fuhr.

Ferner teilte Herr Wilhelm Hormann mit, dass er ganz sicher von einer sehr frühen Mitgliedschaft seines Vaters Wilhelm Hormann, Flettmar-Müden, damals Betreiber einer Kfz-Werkstatt, in der FDP weiß. Er will sich erinnern, dass der Mitgliedsausweis, der ihm leider gestohlen wurde, eine Mitgliedsnummer unter hundert trug. Das FDP-Mitglied Wilhelm Hormann hat damals mit Heinrich Grotewohl zusammengearbeitet und ist schon lange verstorben.



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