Die Freie Demokratische Partei im Landkreis Gifhorn
1945/46 bis 2002

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Es ist verwunderlich, aber je jünger die Zeit, desto geringer die Auskünfte und Unterlagen aus den Jahren.

Das hatte gewiss damit zu tun, dass die Arbeit immer hektischer wurde, weil die zu der Zeit Handelnden ständig stärker in ihre jeweilige Arbeit am Tage eingebunden waren, die Umstände insgesamt gedrängter wurden, diese Verhältnisse sich auch auf die Familien übertrugen und so auf die Menschen mitwirkten, die ehrenamtliche Aufgaben übernahmen.

Zur Kommunalwahl im September 1996 wurde wieder das Auszählverfahren nach d`Hondt angewendet, das den großen Parteien ganz einwandfrei Vorteile bei der Zuteilung der Mandate bringt. Ob das gerecht ist oder nicht, kommt auf die Betrachtungsweise an. Da Herr d`Hondt darüber sicherlich nachgedacht hat, wird es ihm recht gewesen sein, dass die starken politischen Kräfte im Lande eher noch stärker wirken sollen, weil die Schwächeren ja nicht die große Zahl des Volkes vertreten. Aus der Sicht der Betroffenen und der FDP natürlich falsch, weil

1.) ungleich behandelt wird und

2.) durch das Zurückdrängen bestimmter neuer Sichten im Staatsgefüge hin bis zu den Gemeinden Gleichgültigkeit ohne Erneuerung entsteht.

Ein unverfängliches Beispiel: Wie sehr muss die kleinere Partei Grüne/Bündnis 90 strampeln, um ihre speziellen Anliegen des Umweltschutzes und der Gesundheitsvorsorge weiterzubringen, wie wenige Abgeordnete müssen hier und bei unserer FDP gewaltige Kraft aufwenden! Dabei sind die Grundgedanken sehr wichtig und richtig für alle.

Die Kommunalwahl 1996 ergab für die FDP im Landkreis Gifhorn zwei Mandate. Sie wurden erreicht von Adolf Bannier, Brome, und Dr. Meinhard Gehse aus Hankensbüttel. Adolf Bannier war nach wie vor Bürgermeister in seiner Gemeinde, im Kreistag ununterbrochen seit 1974, also über 20 Jahre. Dazu leitete er ein Baugeschäft, wenn auch inzwischen mit einem Teilhaber. Seine Erfahrung blieb wichtig für die neue Zwei-Mann-Fraktion, seine Einsatzmöglichkeit eingeschränkt. Die Kreistagsfragen noch vorher oder nachher mit den Kreisgremien der FDP abzustimmen wurde schwer, konnte oft gar nicht geschehen. Darum sind, wenn überhaupt, die Probleme des Landkreises hauptsächlich in die Themen des Kreisverbandes eingeflossen.

Dr. Meinhard Gehse stand als Direktor der Bahlsen-Kartoffelchipsfabrik in Hankensbüttel in angespannter Arbeit. Seine oft kritischen Gedanken zur derzeitigen Politik der Mehrheit im Landkreis, aber auch zum Verhalten der eigenen Partei in Kreis, Land und Bund waren wichtig, konnten aber, weil sie nicht häufig genug öffentlich gesagt werden konnten,  nicht weit in die Bevölkerung dringen. Seine Verdienste für die Partei wurden schon vorher beschrieben.

Immer wieder war in diesen Jahren die Verkehrsplanung in Verbindung mit dem ÖPVN wichtiges Arbeitsgebiet. Der Teil der Bevölkerung, der ohne weiteres mit eigenem Auto alle Ziele erreichen konnte, war nicht gemeint. Immer ist eigentlich die Vielzahl der Menschen der Sorge der Verantwortlichen anvertraut (man beachte die Bedeutung der letzten Wörter), die eben nicht über diese Vorteile verfügen können.

Am 10.07.1997 gab es im Deutschen Haus (Emmerlich) in Gifhorn eine Veranstaltung der Fraktion mit dem Verbandsdirektor des GV Braunschweig Dr. Kleemeyer (FDP), der über die Nahverkehrsplanung für den Großraum Braunschweig informierte. Man suchte nach Möglichkeiten, Ziele im Bereich des Großraumverbandes für Viele zu geringem Preis erreichbar zu machen.

In der Kreisverbandssitzung am 06.12.2000 meldete die Fraktion sich in der schwierigen Situation der Haushaltsdebatte des Landkreises Gifhorn mit der Mitteilung, dass der Haushalt des Landkreises nicht ausgeglichen werden kann. Die Ausfälle der Steuern und der Wegfall erheblicher Zuweisungen des Landes gaben keine Ersatzmöglichkeiten. Sicherlich machte die FDP seit Jahren darauf aufmerksam, dass der Landkreis noch manche freiwillige Aufgabe und Ausgabe im Haushalt hat. Aber aus nahe liegenden Gründen, nämlich parteiliche Interessen, hielt man die für unausweichlich nötig. Eine Feststellung im Kreistag: Die Pro- Kopf- Verschuldung nimmt ständig zu!!

Zur Kommunalwahl 2001 kamen erstmals Gedanken im Kreisverband auf, mit anderen kleinen Gruppen oder Parteien zu koalieren, um schlagkräftiger als bisher eine dritte starke Stimme zu haben. Das brachte immer nur Widerhall bei einzelnen Mitgliedern dieser Gruppen, zu einer mit Kraft wirkenden Verbindung reichte es nicht.

Zur Kommunalwahl am 09.09.2001 gab es in den wesentlichen Ortsverbandsbereichen der FDP genügend Kandidaten. Jeder Ortsverband aber warb und arbeitete für sich, je nach den finanziellen und personellen Möglichkeiten. Ein Beispiel dafür wird mit A 34a und A 34b beigefügt. Aus dieser Zeit liegen andere Unterlagen nicht vor, da im Kreisverband ein Sammler solcher Dokumente weder bestimmt noch vorhanden war. Bestimmt wird mancher darüber noch verfügen, die zu einer späteren Ergänzung dieser Chronik dienen können.



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12.1 Kreisvorstand und seine Arbeit

Auf dem ordentlichen Kreisparteitag am 22.02.1996 wählten die Mitglieder folgenden Vorstand:

Erster Vorsitzender Friedrich Lührs jr., Rumstorf/ OV Wittingen

Erster Stellvertreter Hans-Rüdiger Dehning, OV Gifhorn

Zweiter Stellvertreter Rainer Deuring, Walle/ OV Papenteich

Schriftführerin Ingrid Wrede, OV Hankensbüttel

Schatzmeister Wolfgang Mayerhöfer, Tappenbeck/ OV Bold. Land

Vier Beisitzer:   Wolfgang Frank, OV Meinersen

                        Otto Prüßner, OV Isenbüttel

                        Berthold Mozar, OV Gifhorn

                        Dr. Rüdiger Rodloff, Ohof / OV Meinersen

Als Grobplanung für die kommende Zeit hatte sich Friedrich Lührs als Arbeit für den Vorstand zusammen mit der FDP-Fraktion im Kreistag Gifhorn den Abbau der Steuern und Gebühren vorgenommen, dazu möglichst auch Rücknahme von Bürokratie, wo immer das möglich wird. Außerdem wollte die FDP im Kreis unbequeme Fragen stellen oder gestellt kriegen und darauf antworten.

Als Delegierte für den bevorstehenden Landesparteitag wurden Friedrich Lührs jr. und Ursula Gaebler, Müden/ OV Meinersen gewählt.

Als Nachfolger Siegfried Loepers wurde nun Otto Prüßner, Isenbüttel, die FDP im Verband Großraum Braunschweig vertreten.

Man war zur Kommunalwahl mit folgenden Themen aus Überzeugung angetreten:

a) Schlanker Staat  

b) Im Umweltbereich Abbau der Gebühren, dezentrale Kompostierung, Klärschlammverwertung in verträglicher Weise, Weiterentwicklung der Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe  

c) Schulen: Abbau der Kreisschulbaukassenbeiträge, langfristige Raumbedarfsplanung  

d) Wirtschaftsförderung im Landkreis  

e) GVBS-Arbeit im Bereich ÖPNV und Ausbau der Nord-Süd-Verbindung  

f) Förderung eigenverantwortlicher Initiativen in der Gesellschaft, Aufwertung des Ehrenamtes  

g) Finanzen: Eingrenzung und Begrenzung der Aufgaben und Gebühren und Allgemeinen Ausgaben, mittelfristige Senkung der Kreisumlage zugunsten der Gemeinden.

Der Kreisparteitag am 12.03.1997 im Lönskrug in Betzhorn brachte nur leichte Veränderungen. Zweiter stellv. Kreisvorsitzender wurde Berthold Mozar aus Gifhorn für Hans-Rüdiger Dehning, der sich beruflich veränderte.

Neue Beisitzer wurden Klaus Ruthenberg, Müden/ OV Meinersen und Wilfried Prüßner, OV Isenbüttel.

Klaus Ruthenberg übernahm vorläufig die Kreisgeschäftsführertätigkeit, Rainer Deuring aus Walle die des Pressewartes.

Über den Kreisparteitag am 19.03.1998 gab es keine besonderen Mitteilungen. Der Vorstand ist bis auf eine Veränderung geblieben. Für den ausgeschiedenen Wolfgang Frank aus Meinersen, der eine weiter entfernt liegende Arbeit aufgenommen hat, wurde als neuer Beisitzer Peter Krause aus Gifhorn gewählt.

Auch im darauf folgenden Jahr gab es keine wesentliche Veränderungen. Der Kreisparteitag fand am 16.04.1999 im Jägerhof in Gifhorn statt. Er stand im Zeichen der im Juni stattfindenden EUROPA-Wahl. Zu Mitgliedern der Delegation zum Landesparteitag gehörten Ursula Gaebler, Müden, Horst Rienitz, Papenteich, Dr. Walter Langhoff, Hankensbüttel, Dr. Meinhard Gehse, Hankensbüttel, Peter Krause, Gifhorn.

Anstelle Berthold Mozars aus Gifhorn wurde zur neuen Beisitzerin Ursula Gaebler, Müden, gewählt.

Die Pressearbeit für den Nordbereich des Kreisverbandes übernahm Frau Ingrid Wrede, Hankensbüttel, die für den Südbereich Rainer Deuring, Walle.

Das wesentliche Thema der Kreistagsfraktion und des Vorstandes, das in dieser Zeit den Unterlagen zu entnehmen ist, war die in Planung kommende Regionalbahn Gifhorn – Braunschweig. Das Vorhaben wurde von der Fraktion im Kreistag kritisch gesehen, wenn die Inanspruchnahme der Bahn gering bleibt und sie unrentabel macht, der Landkreis aber andererseits schwach bei Kasse ist. Die gleiche Diskussion bleibt noch über Jahre erhalten, mal eher pro Regio, mal mehr contra.

Am 10.04.2000 findet der Kreisparteitag in der Gaststätte Krendel in Wahrenholz, einem alten und guten FDP-Treffpunkt, statt.

Hauptanliegen war die Kreisverbands-Wahl. Sie ergab:

Erster Vorsitzender Friedrich Lührs jr., OV Wittingen

Zweiter Vorsitzender Oswald Hoch, OV Gifhorn

Schriftführerin Ingrid Wrede, OV Hankensbüttel

Schatzmeister Wolfgang Mayerhöfer, OV Boldecker Land

Beisitzer: Ursula Gaebler, OV Meinersen

                Wilfried Prüßner, OV Isenbüttel

                Horst Rienitz, OV Papenteich

                Udo Kranz, Radenbeck – OV Wittingen

 Weitere Aufzeichnungen sind leider nicht erhalten.



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12.2 Was sich in den Ortsverbänden tat

Sicherlich war es mehr als das, was hier zu Papier kommt. Gleichwohl sei dies berichtet: Zur Zeit des Kreisparteitages am 22.02.1996 bestanden diese Ortsverbände:

OV Brome – Vorsitzender Adolf Bannier

OV Gifhorn – Vorsitzender NN

OV Isenhagener Land (Hankensbüttel/Wittingen) – Vorsitzender Dr. Meinhard Gehse

OV Isenbüttel – Vorsitzender Wilfried Prüßner

OV Meinersen – Vorsitzender Dr. Hermann Dietrich Wöbbecke

OV Papenteich – Vorsitzender Rainer Deuring

OV Wesendorf – Vorsitzender Peter Stamm

OV Boldecker Land – siehe OV Brome – neuerdings Verbindung, da es im OV Boldecker Land nur noch wenige Mitglieder gab.

Der seit 1972 für die FDP und anderweitig sehr aktive Kreistagsabgeordnete, ehemalige Kreisvorsitzende und Bezirksverbandvorsitzende Otto Prüßner, Isenbüttel, wurde am 16.08.1998 70 Jahre alt. Aus diesem Anlaß und für seinen großen Einsatz im öffentlichen Leben wurde ihm am 02.09.1998 das Bundesverdienstkreuz verliehen (Abbildung 36).

Abbildung 36:  Otto Prüßner erhält das Bundesverdienst zu seinem 70. Geburtstag. (Zum Abb.-Verzeichnis)

Dies geschah dann im gleichen Jahre gleich noch einmal mit einem FDP-Mann: Am 12.10.1998 wurde dem Bürgermeister des Fleckens Brome, Adolf Bannier, unserem früheren Landtagsabgeordneten und Kreistagsabgeordneten seit über 20 Jahren, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Auch er hat sich in ungewöhnlich hohem Maße für seine Gemeinde, seinen Kreis, sein Land und für deren Bürger eingesetzt.

Anfang 2000 gab es in den Ortsverbänden nur kleine Veränderungen. Den Ortsverband Meinersen führte jetzt als Vorsitzender der frühere Fraktionsvorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion Klaus Ruthenberg, Müden, an. In Gifhorn war nun Ortsvorsitzender Oswald Hoch, dessen OV eine Verbindung mit dem OV Sassenburg eingegangen war, weil es auch dort nur wenige Mitglieder gab.



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12.3 Einige Zahlen

Im März 1997 wurde die Zahl der Mitglieder im Kreisverband Gifhorn der FDP mit 123 angegeben. Seit 1994 waren damit 30 Mitglieder weniger in der Partei, ein Rückgang von etwa 20%.

Am 01.01.1998 waren es 120 Mitglieder, am 01.01.1999 wurde die Zahl von 117 Mitgliedern genannt. Sie erhöhte sich bis zum März 1999 nur geringfügig auf 121 Mitglieder.

Zwei Daten wurden den Mitgliedern zu der Zeit bekannt. Der Kreisverband verfügte gleich bleibend über wenig Geld, hatte aber keinerlei Schulden. Am 31.12.1997 betrug das Guthaben des Kreisverbandes 5.250,69 DM, am 31.12.1998 waren es immerhin noch 931,81 DM.



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12.4 Einige Zahlen zu Landtags- und Bundestagswahlen

Im September 1997 fand eine Kandidatenwahl zur Landtagswahl statt. Für den Bereich Gifhorn-Süd kandidierte Rainer Deuring, Walle, für den Bereich Gifhorn-Nord Friedrich Lührs jr., Rumstorf, der derzeitige Kreisvorsitzende. Es ist bekannt, dass die FDP nicht die 5 %-Marke erreichte und so den Einzug in den Landtag verfehlte.

Zum Auftakt zur Bundestags-Wahl im September 1998 sprach am 20.11.1997 im Jägerhof in Gifhorn Günter Bredehorn, MdB, der Landwirtschaftsexperte der FDP im Bundestag. Thema war die Agenda 2000, das vorgesehene Landwirtschaftsprogramm. Große Verunsicherung bei den anwesenden Landwirten auch anderer Parteien, Günter Bredehorn konnte nicht überzeugen, weil die Landwirte die Neuerungen ebenso wenig übersehen konnten, wie die meisten anderen Besucher dieser Veranstaltung auch.

Am 23.02.1998 sprach im Deutschen Haus in Gifhorn Prof. Dr. Schmidt-Jortzig, FDP-Bundesjustizminister, über "Liberale Rechtspolitik – Chancen und Gefahren". Das Ausländerproblem, die Asylantenfrage, die Probleme zum Einwanderungsgesetz wurden genannt, waren aber mit eventuellen Koalitionspartnern nicht unbedingt im Einklang.

Zur Bundestagswahl am 03.09.1998 wurde als Kandidat Holger Flöge, Peine, Oberstleutnant der Bundeswehr, aufgestellt, ein ruhiger, besonnener Mann. Er spricht überlegt und durchdacht, reißt aber nicht direkt mit. Da ein Listenplatz im vorderen Bereich für ihn nicht in Frage kam, weil auch der Kreisverband Gifhorn im BV Braunschweig durch den vorherigen Rücktritt Adolf Banniers nicht positiv dastand, gab es zur Wahl nur achtbare, aber keine gute Stimmenzahlen. Die Regierung von CDU/CSU/FDP in Berlin wurde abgewählt. Es gab eine Koalition der SPD mit den Grünen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Das konnte der FDP im Landkreis Gifhorn wahrlich nicht hilfreich sein. Auf Dauer aber mögen solche Rauswürfe und Veränderungen auch heilend wirken.



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